
Von der Idee zur Romanhandlung: So plottest du deinen Roman mit der Schneeflockenmethode
Als Autorin und langjährige Pantserin weiß ich, wie überwältigend die Planung eines Romans sein kann. Du hast diese Idee, die dich inspiriert, vielleicht nur ein Bild, einen Song oder eine Figur, die dich an die Hand nehmen will – aber du hast keinen blassen Schimmer, wie du daraus die Struktur für einen ganzen Roman entwickeln sollst.
Genau hier möchte ich dir mit meiner Blog-Miniserie „Wie plottet man einen Roman?“ eine Hilfestellung bieten. Einmal pro Monat stelle ich dir dazu eine Plotmethode genauer vor und zeige dir Schritt für Schritt, wie du sie anwendest.
Als Erstes habe ich mir dazu die Plotmethode herausgesucht, die ich selbst am liebsten nutze – die Schneeflockenmethode von Randy Ingermanson. Die funktioniert nämlich ganz wunderbar, wenn du wie ich, oft einfach nur eine vage Idee hast und nach einer Struktur suchst, um daraus eine komplexe Handlung und authentische Figuren zu entwickeln. In diesem Blogartikel erkläre ich dir, wie die Methode funktioniert und für wen sie geeignet ist.
- Was ist die Schneeflockenmethode?
- Welche Vorteile bietet die Schneeflockenmethode?
- Für wen eignet sich die Schneeflockenmethode?
- Die Schneeflockenmethode Schritt für Schritt erklärt
- Mein persönliches Fazit
Was ist die Schneeflockenmethode?
Die Schneeflockenmethode wurde vom amerikanischen Schriftsteller und Physiker Randy Ingermanson entwickelt. (In diesem Artikel erklärt er selbst die Methode, allerdings nur auf Englisch, weshalb ich die Kernaussagen in diesem Blogpost übersetze, zusammentrage und um meine eigenen Erfahrunsgwerte ergänze.)
Als Softwarearchitekt beschäftigte Ingermanson sich intensiv mit Design-Prinzipien. Zwei davon kamen ihm bei der Planung seiner Romane zugute:
- Divide and Conquer: Eine große, komplexe Aufgabe (ein Romanplot) wird in viele kleine, einfach lösbare Aufgaben zerlegt. Und …
- Top-Down-Design: Zuerst wird das Gesamtbild betrachtet und dann werden Stufe um Stufe die Details ausgearbeitet.
Mithilfe dieser zwei Prinzipien entwickelte er eine Methode, die Schreibenden hilft, aus einer Ansammlung loser Ideen Schritt für Schritt eine zusammenhängende Geschichte zu entwickeln.
Warum „Schneeflockenmethode“? Weil der Prozess so ähnlich ist wie das Zeichnen einer Schneeflocke: Du beginnst mit einer einfachen Grundform (einem Dreieck) und fügst nach und nach immer mehr Details hinzu, bis etwas Komplexes und Schönes entsteht.
Die Methode ist besonders für Schreibanfänger*innen geeignet, weil sie die wirklich komplexe Aufgabe, einen Roman zu konzipieren, in machbare, kleine Schritte aufteilt und dadurch das Gefühl der Überforderung und Demotivation reduziert. Aber auch Autor*innen, die ihre Geschichte gern organisch aus einer einzelnen Idee entwickeln, können von der Schneeflockenmethode profitieren.
Welche Vorteile bietet die Schneeflockenmethode?
Es gibt viele Plotmethoden: von der klassischen Planung in Akten über die Held*innenenreise bis hin zu Story Beats (auf die ich in kommenden Beiträgen der Serie eingehe). Was macht die Schneeflockenmethode so besonders?
- Schrittweise Annäherung: Statt direkt ins Detail zu gehen, baust du deinen Plot Stück für Stück auf. Das sorgt dafür, dass die Handlung kohärent bleibt und du dich nicht überfordert fühlst, weil du immer mit dem Material weiterarbeitest, was du bereits erstellt hast.
- Kombination aus Struktur und Kreativität: Die Methode gibt dir einen klaren Fahrplan, lässt aber genug Raum, um spontan neue Ideen einzubringen. Dadurch, dass du schrittweise mehr Details zu deiner Ursprungsidee ausarbeitest, kannst du deine Kreativität in jedem Schritt einbringen.
- Klarheit über Figuren und Handlung: Weil die Schneeflockenmethode sowohl den Plot als auch die Figurenentwicklung integriert, bekommst du ein vollständiges Bild deiner Geschichte. Die Entwicklung deiner Figuren und die Handlung der Geschichte stehen im Zusammenhang, sodass am Ende ein authentischeres Bild entsteht.
- Effizienz: Mit dem Plot, die du mithilfe der Methode entwickelst, hast du eine solide Grundlage, die dir das eigentliche Schreiben erleichtert und Überarbeitungen reduziert. Zudem helfen dir die Zusammenfassungen aus den ersten Schritten, später dein Exposé und den Klappentext zu erstellen.
Klingt gut? Dann ist sich die Schneeflockenmethode vielleicht auch etwas für dich und deine Romanidee.
Für wen eignet sich die Schneeflockenmethode?
Die Schneeflockenmethode ist ideal, wenn:
- … du Schwierigkeiten hast, Ideen in eine kohärente Handlung zu gießen.
- … dich andere Plot-Methoden wie die Drei-Akte-Struktur überfordern.
- … du Schritt für Schritt aus deiner Idee einen Plot entwickeln möchtest.
- … du viel Wert auf die Figurenentwicklung in deiner Geschichte legst.
- … du gern beim Schreiben deine kreative Freiheit behältst.
- … du den ersten Entwurf deiner Geschichte „gepantst“ hast und für die Überarbeitung nun eine Struktur entwickeln möchtest.
Aber es gibt auch Fälle, in denen die Schneeflockenmethode nicht ideal ist:
- Wenn du nur eine kleine Handreichung für dich selbst entwerfen möchtest, aber lieber entdeckend schreibst (pantst), kann die Methode zu zäh und langwierig sein.
- Für Autor*innen, die konkretere Hilfestellungen bei der Entwicklung der Handlung brauchen, enthält die Schneeflockenmethode zu wenig Handreichung, die bei der Entwicklung von Hindernissen, Konflikten o.ä. hilft.
- Bei minimalistischen oder introspektiven Geschichten, wo die Handlung weniger im Vordergrund steht, kann die Methode zu umfangreich sein.
Am besten findest du aber immer noch heraus, ob die Methode zu dir passt, indem du sie einfach ausprobierst. Und wie genau du die Schneeflockenmethode anwenden kannst, erfährst du im folgenden Abschnitt.
Die Schneeflockenmethode Schritt für Schritt erklärt
Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo du dir ein neues Dokument öffnen, dein Lieblingsgetränk bereitstellen und dir deine Idee vor Augen rufen darfst. Wie dein Roman später auch, beginnt die Schneeflockenmethode mit einem allerersten Satz.
Vorab: Du musst nicht alle Schritte der Schneeflockenmethode nutzen. Probiere hier einfach aus, was sich für dich und deine Geschichte gut anfühlt und was dir vielleicht auch überflüssig erscheint. Die Methode soll schließlich dir beim Schreiben helfen, also nimm dir mit, was du brauchst, lass aber auch gern liegen, was dir nicht hilft.
1. Deine Geschichte in einem einzigen Satz
Formuliere die Essenz deiner Geschichte in einem Satz. Dieser Satz ist die Grundlage, auf der du alles aufbaust. Er sollte die wichtigsten Elemente deiner Handlung enthalten, wie Protagonist, Ziel und Konflikt. Später hilft dir der Satz dabei, dein Buch Verlagen und Agenturen kurz vorzustellen oder es an Leser*innen zu vermarkten.
BEISPIELE & TIPPS
Beispiele:
„Eine frisch geschiedene Frau erbt unerwartet ein Haus in der Bretagne und muss ein jahrhundertealtes Familiengeheimnis lösen.“
„Zwei queere Frauen verlieben sich, doch nur eine von ihnen möchte monogam leben.“
„Ein Student baut IKEA-Möbel auf und beschwört beim Anleitunglesen einen Dämon, der sich weigert, zurück in die Hölle zu verschwinden.“
Tipps:
- Verrenn dich nicht im Perfektionismus; du kannst später immer noch zu diesem Satz zurückkehren und ihn überarbeiten.
- Versuche, weniger als 20 Wörter zu nutzen. (Im Original sind hier nur 15 Wörter vorgesehen, aber die englische Sprache ist wesentlich kürzer und komprimierter als die deutsche, weshalb ich 20 Wörter empfehle)
- Arbeite mit Berufen o.ä. Beschreibungen, nutze keine Namen.
- Frage dich, was dein*e Protagonist*in zu verlieren hat. Was will er/sie erreichen?
- Schaue dir Zusammenfassungen anderer Bücher an. Online gibt es unzählige solcher kurzer Blurbs, die für Marketingzwecke verwendet werden.
- Schreibe mehrere Ideen auf und kombiniere.
Empfohlener Zeitrahmen: eine Stunde
2. Erweitere den Satz zu einem Absatz
Im Anschluss baust du nun auf deinem Satz auf. Erweitere ihn zu einem Absatz aus ca. 5 Sätzen, der den groben Handlungsbogen beschreibt: Anfang, Mitte, Höhepunkt und Ende. Dieser Absatz hilft dir später, den roten Faden beizubehalten. Wenn du das Gesamtbild aus dem Blick verlierst, kannst du zu ihm zurückkehren.
AUFBAU, BEISPIEL & TIPPS
Ingermanson empfiehlt hier die Handlungsstruktur „Three disasters plus an ending“ (Drei Katastrophen und eine Lösung). Dementsprechend kannst du die fünf Sätze wie folgt aufbauen:
- Im ersten Satz gehst du auf den Hintergrund der Geschichte ein. Stelle deine*n Protagonist*in und deren Ziel vor und zeige, wann und wo die Geschichte spielt.
- Im zweiten Satz beschreibst du die erste Katastrophe (erster Plotpoint). Diese kann von der Hauptfigur verursacht werden, kann aber auch durch äußere Umstände zustande kommen.
- Im dritten Satz kommt es zur zweiten Katastrophe (zweiter Plotpoint). Diese sollte laut Ingermanson dadurch verursacht werden, dass die Hauptfigur versucht, die aus der ersten Katastrophe verursachten Probleme zu lösen, dabei aber alles nur noch schlimmer macht.
- Im vierten Satz kommt es dann zur letzten Katastrophe (Klimax), die schließlich den zentralen Konflikt löst und das Ende einleitet. Auch diese Katastrophe sollte durch die Handlungen der Hauptfigur ausgelöst werden.
- Im letzten Satz gehst du nun auf das Ende ein und zeigst, wie der zentrale Konflikt gelöst wurde und was das für die Hauptfigur bedeutet.
Beispiel:
Anwältin Christiane hat gerade in ihrer Scheidung Mann, Kinder und das Haus in der Eifel verloren, obendrein ordnet ihr Chef Urlaub an. In einem Brief erfährt sie von einer verstorbenen Verwandten, die ihr ein Haus in der Bretagne vermacht hat und beschließt, es sich anzusehen. Vor Ort stellt sie fest, dass das Haus viel Renovierungsbedarf hat, beschließt aber, sich dem Projekt anzunehmen – nicht zuletzt, weil sie im Ort auf eine interessante Schreinerin trifft, mit der sie mehr Zeit verbringen möchte. Während der Renovierungsarbeiten stößt Christiane jedoch auf ein altes Familiengeheimnis, das nicht nur ihr Erbe, sondern auch ihr Verhältnis zu ihrer Familie bedroht. Gemeinsam mit der Schreinerin findet Christiane schließlich die Wahrheit heraus und lernt währenddessen, sich mit ihrer Vergangenheit und Familie auszusöhnen und noch einmal neu anzufangen.
Tipps:
- Eine Katastrophe bezeichnet in diesem Fall einen Wendepunkt. Das heißt, es kann sich zum einen um ein Ereignis (Erhalt einer alles verändernden Nachricht, Verletzung/Tod einer Figur, Verlust eines wertvollen Gegenstands etc.), aber auch um eine Veränderung innerhalb der Hauptfigur handeln (Fassen eines wichtigen Entschlusses, kombinieren der Hinweise zur Lösung, Eingeständnis eines Fehlers etc.).
- Die „3 Katastrophen und eine Lösung“-Struktur funktioniert nicht für jede Geschichte. Gegebenenfalls musst du hier etwas kreativer werden und einen anderen Ansatz ausprobieren.
Empfohlener Zeitrahmen: eine Stunde
3. Erstelle Figurenprofile
Die Grundzüge deines Plots stehen, also wird es Zeit, sich mit den Figuren auseinanderzusetzen. Denn diese wachsen in der Schneeflockenmethode parallel zur Handlung. Deshalb erstellst du in diesem Schritt eine ähnliche Zusammenfassung wie bereits für den Plot nun auch für die wichtigsten Figuren deiner Geschichte. Beginne mit deiner*deinem Protagonist*in und deiner*deinem Antagonist*in und ergänze weitere wichtige Nebenfiguren.
AUFBAU & TIPPS
Dein Profil sollte auf die folgenden Punkte eingehen:
- Wie heißt die Figur, wie alt ist sie?
- Welchen Hintergrund hat sie? Herkunft, Umfeld, Beruf etc.
- Welche Motivation hat sie? Abstrakt, z.B. Liebe, Anerkennung, Rache.
- Welches Ziel will sie erreichen? Konkret, z.B. eine bestimmte Auszeichnung, Ehe, den*die Verantwortlichen für früheres Leid töten.
- Was steht ihr im Weg? Hier sind externe Hindernisse (z.B. Mord ist strafbar <> jemanden töten), aber auch interne Hindernisse (Angst vor Bindung <> Liebe/Ehe) möglich.
Ingermanson empfiehlt, zu diesen Stichpunkten ähnlich wie in Schritt 1 und 2 auch zu deinen Figuren zunächst eine 1-Satz-Zusammenfassung und später einen 5-Satz-Abschnitt zu schreiben.
Tipps:
- Auch hier: Es muss nicht perfekt sein. Denk daran, du schaffst in diesem Schritt eine Grundlage für die weitere Entwicklung, aber keine unumstößlichen Regeln für deine Geschichte. Falls dir später bessere Ideen kommen oder irgendetwas nicht länger funktioniert, kannst du zu diesem Schritt zurückkehren und es anpassen.
- Nimm dir erst einmal nur die wichtigsten 2-3 Charaktere vor. Weitere Nebenfiguren kannst du später ergänzen.
- Es kann sein, dass dir in diesem Schritt Ungereimtheiten aus den beiden Schritten zuvor auffallen oder du nochmal etwas ändern musst, weil Handlungen und Charaktere nicht mehr zusammenpassen. Das ist gut, denn das bedeutet, deine Figuren gestalten die Geschichte und sie entwickelt sich dadurch authentischer.
Empfohlener Zeitrahmen: eine Stunde pro Figur
4. Die Geschichte in 25 Sätzen
Erweitere den groben Handlungsbogen aus Schritt 2 von 5 Sätzen zu 25 Sätzen. Hierbei hast du nun die Möglichkeit, die Konflikte und Handlungen mit mehr Tiefe auszuarbeiten. Frage dich zum Beispiel:
- Wie und warum werden die einzelnen Konflikte ausgelöst?
- Wer ist an den Konflikten beteiligt?
- Wieso sind die Konflikte so schlimm?
- Wie gehen die Figuren mit den Konflikten um? Was machen sie beim nächsten Konflikt anders als beim vorherigen?
- Wie entsteht das nächste Problem, beim Lösungsversuch des vorherigen?
Empfohlener Zeitrahmen: einige Stunden, bei Bedarf auch mehrere Tage
5. Lass deine Figuren zu Wort kommen
Im vorigen Schritt hast du deine Handlung gut ausgearbeitet. Jetzt geht es an den Teil der Schneeflockenmethode, der mir persönlich am meisten Spaß macht: Es wird Zeit, deine Figuren zu Wort kommen zu lassen. Nimm dir pro Hauptfigur ein bis zwei Tage Zeit, um die Geschichte aus ihrer Sicht zu erzählen. Wie ausführlich du das machst, bleibt dir überlassen.
AUFBAU & TIPPS:
Als Anhaltspunkt kannst du versuchen, in deiner Erzählung die folgenden Fragen zu beantworten:
- Was fühlt und denkt dein Figur zu Anfang der Geschichte?
- Wer sind ihre Verbündeten und wer ihre Feinde?
- Welche Moralvorstellungen hat die Figur?
- Vor welchen Herausforderungen steht deine Figur? Was macht ihr Angst, was Hoffnung?
- Wie handelt die Figur in der Geschichte und warum handelt sie so?
- Wie entwickelt sich die Figur dadurch weiter? Was lernt sie?
- Was weiß die Figur am Ende, was sie am Anfang nicht wusste? Was kann sie, was sie am Anfang nicht konnte?
- Hat die Figur wichtige Beziehungen entwickelt?
Tipp:
Wenn dir wie mir spätestens an diesem Punkt nach all dem Plotten das „richtige“ Schreiben fehlt, kannst du hier kreativ werden. Ich habe zum Beispiel schon Interviews und Verhöre mit meinen Hauptfiguren geführt, Briefe aus ihrer Sicht geschrieben oder mich mit ihnen auf einen Kaffee getroffen. In deinem Figurenportrait kannst du dir selbst schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf die Atmosphäre und das Setting geben, also mach, was immer dir hier besonders Spaß macht oder dich interessiert.
Empfohlener Zeitrahmen: ein bis zwei Tage pro Figur
6. Aus 25 Sätzen werden 4 Seiten
Für mich persönlich ein optionaler Schritt, aber wenn du deine Geschichte gern detaillierter planen möchtest, kannst du dich nun deinen 25 Sätzen aus Schritt 4 widmen und sie in derselben Weise wie zuvor auf 4 Seiten erweitern. Da du jetzt die Handlungsstränge und Perspektiven der einzelnen Charaktere kennst, kannst du die Geschichte sehr detailliert und tiefgründig erklären und auf die Logik, die Beweggründe der Charaktere und ihre Strategien zum Umgang mit den Konflikten eingehen.
Empfohlener Zeitrahmen: Eine Woche
7. Komplettiere deine Charakterbögen
In Schritt 3 und Schritt 5 hast du bereits viel über deine Figuren erfahren. Jetzt wird es Zeit, dieses Wissen in einem Charakterbogen zu bündeln und zu erweitern. Eine Vorlage für einen solchen Charakterbogen findest du in diesem Blogartikel. Hierbei gehst du sowohl auf äußere Merkmale wie Erscheinungsbild, Kleidungsstil, körperliche Einschränkungen etc. als auch auf das Innenleben deiner Figuren, ihre Marotten, ihre Sprache oder prägende Erinnerungen ein. Auch das Umfeld deiner Figuren, ihre soziale Stellung und ihre Beziehungen finden hier Raum. Du kannst die Charakterbögen so ausführlich gestalten, wie es sich für dich gut anfühlt.
Empfohlener Zeitrahmen: Zwischen einer Woche und einem Monat
8. Plane deine Szenen
Dieser Schritt ist laut Ingermanson optional, doch ich nutze ihn gern, um mir den Übergang vom Planen zum Schreiben zu vereinfachen. Wie detailliert du die Szenen planen möchtest, bleibt dir überlassen. Ich starte meist mit einer ganz einfachen Liste, wo ich alle Szenen notiere, die mir ganz spontan einfallen.
Beispiel:
- Christiane verlässt den Gerichtssaal, wo über ihre Scheidung und das Sorgerecht entschieden wurde
- Christianes Chef zwingt sie Urlaub zu nehmen, bis der Medienrummel um ihre Scheidung abgeklungen ist
- Christiane erfährt per Brief von ihrem Erbe, telefoniert mit dem Anwalt
- Christiane kommt am Haus in der Bretagne an
- Christiane bestellt einen Gutachter zum Haus, bekommt aber die örtliche Schreinerin, die sich das Haus für Renovierungsarbeiten ansehen soll
- Beim Austauschen morscher Dielen findet sich ein altes Tagebuch
- usw.
Anschließend lege ich mir zu jeder Szene eine Datei in Scrivener an und notiere mir dort die Eckdaten. Alternativ kannst du aber auch eine Tabelle erstellen, wo du alles notierst. Für mich haben sich die folgenden Eckdaten als hilfreich erwiesen:
- Zeitpunkt (Tag, ggf. Tageszeit)
- Handlungsort
- Stimmung, Wetter, Lichtverhältnisse
- POV (welche Person erzählt, nur bei wechselndem Erzähler relevant)
- Handlung
- Wichtige Anmerkungen
Auf diese Weise plant Ingermanson bis zu 100 Szenen für einen Roman; ich persönlich komme eher auf 10-20 Szenen, mit denen ich dann ins Schreiben starte. Für mich funktioniert das gut, denn dann habe ich eine Grundlage, um mit dem Schreiben zu beginnen, aber noch genug Lücken, um während des Schreibprozesses neue Szenen einzufügen. Denn: Mir werden als Pantserin oft erst während des Schreibens spannende Zusammenhänge klar oder Stellen, wo ich noch tiefer in die Geschichte tauchen möchte. Dafür gibt mir diese lose Szenenplanung genug Raum, aber auch genug „Skelett“, um überhaupt ins Schreiben zu kommen.
Empfohlener Zeitrahmen: ein bis zwei Wochen
9. Beginne mit dem Schreiben
Wenn du hier angekommen bist, klopf dir erstmal ordentlich auf die Schulter – du hast einen ganzen Roman geplottet und deinem zukünftigen Schreib-Ich enorm viel Arbeit abgenommen. Darauf kannst du richtig stolz sein! Mittlerweile kennst du sowohl deine Geschichte als auch deine Figuren ziemlich gut und bist absolut bereit, dein Roman-Skelett in einen ganzen Roman zu verwandeln. Also, schreib los!
Mein persönliches Fazit
Ich liebe die Schneeflockenmethode, weil sie dich in deinem Schreibprozess an die Hand nimmt, ohne dich einzuengen. Sie zwingt dich, Klarheit über deine Geschichte zu gewinnen, und gibt dir das Vertrauen, das große Projekt „Roman“ in kleinen, machbaren Schritten anzugehen. Dabei kannst du dir von der Methode mitnehmen, was dir hilft, aber auch gern Schritte weniger ausführlich machen oder ganz weglassen, wenn sie dich zu sehr einengen oder dir nicht helfen. Gerade, wenn du deinen ersten Roman schreibst, ist die Schneeflockenmethode ein toller Ansatz, um Struktur in deine Idee zu bringen und eine Grundlage zu schaffen, mit der es dir gelingt, deinen Roman auch wirklich fertigzuschreiben.
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